Die Veröffentlichung der 2. Version der ISO 26262 ist im Dezember 2018 erfolgt.

Nach den Änderungen ergeben sich diese 12 Teile der Norm:

Die Norm ISO 26262:2018 besteht insgesamt aus 12 Teilen:

  1. ISO-26262 – part 01 - Vocabulary
  2. ISO-26262 – part 02 - Management of Functional Safety
  3. ISO-26262 – part 03 - Concept Phase
  4. ISO-26262 – part 04 - Product Development at the System Level
  5. ISO-26262 – part 05 - Product Development at the Hardware Level
  6. ISO-26262 – part 06 - Product Development at the Software Level
  7. ISO-26262 – part 07 - Production, Operation, Service and Decommissioning
  8. ISO-26262 – part 08 - Supporting processes
  9. ISO-26262 – part 09 - Automotive Safety Integrity Level (ASIL)-Oriented and Safety-Oriented Analyses
  10. ISO-26262 – part 10 - Guidelines on ISO 26262
  11. ISO-26262 – part 11 - Guidelines on Application of ISO 26262 to Semiconductors
  12. ISO-26262 – part 12 - Adaptation for Motorcycles

Zur Zeit existiert diese Norm nur in englischer Sprache und nach unserem Kenntnisstand ist es auch nicht geplant, die Norm offiziell in Deutsch zu veröffentlichen.

Auf drei Punkte möchten wir an dieser Stelle deutlich aufmerksam machen:

Niemand kann sich oder sein Produkt nach dieser Norm zertifizieren lassen!

Die Norm gibt „lediglich“ eine Vorgabe dafür, wie ein Entwicklungsprozess gestaltet werden sollte, um den Anforderungen der Funktionalen Sicherheit zu genügen. Am Ende der Entwicklung kann man sich von einer offiziellen Prüforganisation eine Bescheinigung geben lassen, dass die verwendeten Prozesse und Werkzeuge den Anforderungen der zu Grunde liegenden ASIL Einstufung genügen sollten. Aber auch damit hat man keinen „Freifahrtschein“ erworben.

Niemand MUSS nach dieser Norm entwickeln!

(selbst wenn auch wir im zweiten Satz auf unserer ersten FuSi-Seite das so formuliert haben – zur Vereinfachung!) Das Problem dabei ist: Wenn es mal zu einem Schadensfall (Verletzung von Personen / Todesfall) kommen sollte und der Richter oder Staatsanwalt fragt dann nach der Einhaltung der Norm (Stand der Technik), dann hinterlässt die Nichtanwendung einer solchen Norm einen dauerhaft schlechten Eindruck.

Die Norm gilt nach ihrer Aussage nach nur für (Serien) PKWs bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht

Diese Aussage (ISO 26262:2011) diente lediglich dazu, sich als Herausgeber der Norm gegenüber weiteren Ansprüchen abzusichern und ist mittlerweile überholt (nicht mehr gültig!). Ab der Ausgabe ISO 26262:2018 hat sich die Norm aber auch ganz konkret den Bedürfnissen von Herstellern von LKWs oder Bussen angenommen.

Aber auch bisher galt schon immer: Versuchen Sie mal jemanden zu erklären, warum Sie eine besondere Sorgfalt bei der Entwicklung eines Motorsteuergerätes für einen PKW mit 1.500 kg Gesamtgewicht und 5 Sitzplätzen haben walten lassen, aber die Kollegen, die ein ähnliches Steuergerät für einen Bus entwickeln (25 Tonnen / 50 Sitzplätze), sich nicht an die Vorgaben der Norm halten sollten. Aber auch das wird erst interessant, wenn es zu einem Schadensfall kommen sollte ...

Bleibt aber auch immer noch der Graubereich von Spezialfahrzeugen! Dazu an dieser Stelle unser Verständnis:

  • sobald Sie ein Spezialfahrzeug entwickeln, das auch nur zu Bruchteilen seiner Betriebsdauer auf öffentlichen Straßen unterwegs ist (zum Beispiel ein Flughafen-Löschfahrzeug: Überführung / Einsatz bei Großbränden in benachbarten Gemeinden vom Flughafen)
  • Sie Serienfahrzeuge mit speziellen Einrichtungen (zum Beispiel für behinderte Menschen) aufrüsten

dann sollten Sie sich sehr ernsthafte Gedanken machen, ob Sie nicht doch besser die Vorgaben der ISO 26262 in Ihren Entwicklungsprozess integrieren sollten. Denn Unwissenheit hat noch nie vor Strafe geschützt.